Daoismus 道

Das Schriftzeichen für Dào setzt sich aus zwei Idiogrammen zusammen: Gehen (辶) und Kopf (首). Im Kontext können sie als Bewegung im Kopf bzw. als Denken, und weiter gefasst auch als Richtung oder Weg, bzw. einer bewussten Lebensweise, verstanden werden. Diese Bedeutung wird auch dort ersichtlich, wo das Zeichen als Bestandeil weiterer Begriffe verwendet wird: z. B. "sich bewusstsein" (知道, zhī dào), "Tugend" (道德, dào dé), "Menschlichkeit" (人道, rén daò).

Was ist Daoismus?

Daoismus ist eine philosophische Anleitung fürs Leben, die vor über 2500 Jahren von Lao Zi 老子, einem chinesischen Weisen, ins Leben gerufen wurde. Lao Zi's Werk, das Dao De Jing, umfasst 81 Verse mit einzigartig dichtem und universalem Inhalt, gleichzeitig poetisch, spirituell und wissenschaftlich. Das Wissen lässt sich z. B. auf Mechanismen der Gesellschaft, Politik, Ethik und Ökonomie übertragen. Daoismus doktriniert keine religiöse Dogmen ohne Logik, sondern erklärt grundlegende Gesetzmässigkeiten der Natur und Gesellschaft. Das Dao De Jing dient gleichermassen als Grundlagenwerk, wie auch als Nachschlagewerk oder Orakel.

Neben Lao Zi 老子 hat sich vor allem Zhuang Zi 庄子 (~365 - 290 v. Chr.) einen Namen mit daoistischen Versen gemacht. Seine Ideen und Texte sind weniger politisch und weltlich als jene von Lao Zi, sondern eher philosophisch und von höchstem Klang und Reiz.

Verbreitung

Fast alle Kulturen des Fernostens tragen Wurzeln im Daoismus. Um 500 v. Chr. wurde der Daoismus in China jedoch zu grossen Teilen vom Konfuzianismus verdrängt. Beim einfachen Volk, weil die Lehren Lao Zi's mit ihrer dichten Sprache und dem gleichzeitigen Bezug auf viele Entitäten dem Verstand nur schwer zugänglich waren. Den Machthabern war der Konfuzianismus mit seinen Moralvorschriften über gesellschaftliche Umgangsformen, Hierarchien und dem Obrigkeitsglauben, lieber als der Daoismus, welcher der Verbindung von Natur und Mensch eine grössere Bedeutung beimisst. Trotzdem bildet die daoistische Denkweise heute noch einen festen Bestandteil der Mentalitäten, Alchemien, Lehren und Wissenschaften Asiens. Populäre Beispiele dafür sind Chinesische Medizin, Gong Fu, Qi Gong, Tuschmalerei, Feng Shui, usw.

Ist Daoismus eine Religion?

Daoismus erläutert Naturgesetze aus einem wissenschaftlichen Blickwinkel und beschreibt nichts Übernatürliches, auch keine personale Gottheit. Daoismus ist ungeeignet für die Institutionalisierung oder den Missbrauch zu Machtzwecken, der Rechtfertigung für Kriege, usw. Daoismus erhebt keinen Anspruch auf Alleingültigkeit, kennt kein Fegefeuer, keine Sünde und kein jüngstes Gericht. Fehler werden nicht als Probleme, sondern als Chance zu einem Lernprozess verstanden. So gesehen ist Daoismus weit entfernt von dem, wie sich die verbreitetsten Religion definieren. Doch, wie nach jedem Auftreten einer grossen Seele bzw. eines grossen Gedankengutes auf Erden, entstanden auch nach Lao Zi einige religiöse daoistische Strömungen. Glücklicherweise erweisen sich diese jedoch, ganz im Sinne ihrer eigener Philosophie, als äusserst profan und pantheistisch. Selbst das Leben in daoistischen Klöstern gestaltet sich wenig kasteiisch, denn eher sinnlich, naturverbunden und philosophisch. Alle und alles ist in Ordnung so wie es ist, oder besser gesagt, wie es passiert.

Geschehen lassen - Wu Wei 无为

Ein zentrales Thema des Daoismus ist "Wu Wei", "Geschehen lassen". Damit ist nicht etwa Resignation gemeint, sondern die Fähigkeit, den natürlichen Lauf der Dinge unverkrampft und ohne grossen Kraftaufwand geschehen zu lassen und zu geniessen. Dies setzt voraus, dass man sein eigenes Ego zurückstellt, und sich für den harmonischen Fluss des natürlichen Qis öffnet.

Epilog

Daoismus ist also eine wunderbar poetische Bedienungsanleitung für das Leben, eine clevere, friedvolle und ganzheitliche Betrachtungen der natürlichen und gesellschaftlichen Mechanismen. Daoismus kennt keine Dogmen oder Zwänge - ausser vielleicht, dass, wer das höhere (und gleichzeitig so naheliegend einfache) Verständnis einmal erlangt hat, zwangsläufig dazu beitragen wird, das Leben erblühen zu lassen und die Liebe auf der Erde zu vermehren.

Abschliessend versuche ich mich noch in daoistischer Manier. Und - zum Glück daoistische - ist alles Misslingen schon verziehen :o)

Dao und die Natur sind
ebenso einfach wie umfassend,
so spirituell wie real,
so alltäglich wie ewig.

Der Tanz des Lebens ist
wunderbar gemischt,
am Anfang holprig,
dann schwungvoll
und am Ende milde.
Wer ihn tanzt, lebt.

Unwichtig wer wir sind und von wo wir kommen,
der Weg des Herzens führt zum Ziel.
Umwege sind Erfahrungen, die das Leben bereichern.
Dao heisst gehen, heisst wagen, heisst leben, heisst lieben.

  • Der 33. Vers aus Lao Li`s Dao De Jing

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    Diese Weisheit ist weniger abstrakt und bedarf keiner weiteren Erklärung:

    Wer andere kennt, ist klug
    Wer sich selber kennt, hat Einsicht

    Wer andere bezwingt, hat Gewalt
    Wer sich selbst bezwingt, hat Stärke

    Wer sich durchsetzt, hat Willen
    Wer sich genügen lässt, hat die Richtung

    Wer seinen Platz behauptet, hat Bestand.
    Wer stirbt und doch nicht vergeht, der lebt.

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