Bislang wurde angenommen, Marco Polo habe erstmals von der TCM im Westen berichtet. Doch die 1991 in Südtirol entdeckte Gletschermumie „Mann von Hauslabjoch“ wirft in diesem Zusammenhang brisante Fragen auf. Die über 5300 Jahre alte Leiche weist nämlich am Rücken und an den Beinen Tätowierungen auf, die exakt mit den Akupunkturpunkten übereinstimmen, welche heute noch zur Behandlung von Lendenarthrose gewählt werden. Tatsächlich bestätigen Röntgenaufnahmen der Mumie diese Diagnose. Zwei Fragen also: Wie alt ist dieser Wissensschatz und woher kommt er wirklich?
Im letzten Jahrhundert hat die Verbreitung von TCM im Abendland erst seit den 70er Jahren wieder zugenommen. Anfangs waren es nur einige wenige Pioniere, die fundiert chinesische Medizin praktizierten; die grosse Mehrheit bildeten Medizinalpersonen, die lediglich Akupunktur als Ergänzung zu westlich-medizinischen Berufen erlernt haben. TCM ist jedoch ein eigenständiges, sehr umfangreiches System, dessen Aneignung eine ebenso umfangreiche und vor allem fundierte Ausbildung erfordert. Ohne entsprechendes Hintergrundwissen kann das volle Potential der TCM nicht ausgeschöpft, und die Qualität der Behandlung nicht gewährleistet werden. Daher wurden Fachverbände gegründet, die mittlerweile hohe Ausbildungsstandards festgelegt haben. Seit bald zwei Jahrzehnten existieren in den USA und in Europa verschiedene höhere Schulen, die TCM als Vollzeitausbildung anbieten.